Die Insel Delos liegt nur etwa 6 km entfernt von Mykonos. Sie hat eine Länge von etwa 5 km, ist etwa 250 m breit, ihre Oberfläche besteht fast nur aus blankem Gestein. Auf der Insel gibt es keine Ortschaft, es werden - wie es bereits 425 v.Chr. von den Athenern verfügt - keine Menschen geboren und keine begraben. Gräber findet man daher auf der benachbarten Insel Rinia, sie ist etwas größer als Delos, fast genau so kahl und ebenfalls unbewohnt.
Dass in der Antike ausgerechnet das kleine Delos eine große Rolle spielen sollte, liegt einerseits an seiner Lage. Um Delos gruppieren sich die anderen Inseln der Kykladen wie in einem Kyklos (Ring), und sie liegt auch in etwa im Zentrum zwischen Athen, Kreta und Kleinasien. Andererseits war damals auch die Bedeutung der Insel in der Griechischen Mythologie von Wichtigkeit.
Auf Delos wurden gleich zwei griechische Götter geboren: die Zwillinge Apollon und Artemis. Vater war Zeus, die Mutter war Leto, wie bei Zeus üblich, eine seiner zahlreichen Geliebten. Natürlich war Hera, die Gemahlin von Zeus, eifersüchtig, und so versuchte sie die Geburt zu verhindern. Poseidon schickte die schwimmende Insel Delos, und auf dem Hügel Kynthos konnte dann Leto unter einer Palme ihre Kinder mit Hilfe der Hebamme Eileithyia zur Welt bringen. Zuerst gebar sie Artemis, die Göttin der Fruchtbarkeit und der Jagd. Wegen ihrer Abstammung von Delos wird sie auch Delia genannt, ein weiterer Name ist Cynthia nach dem 112 m hohen Hügel auf der Insel.
Für Apollon, den Gott des Lichts, der Musen und der Prophetie, wurden Tempelanlagen errichtet. Natürlich gehörte auch ein Orakel dazu. Überliefert ist einer der Orakelsprüche: das Delische Problem.